Alles ist Gestaltung – ein Interview mit Katja Kempe

Judith de Gavarelli: Du arbeitest in einem Bereich, der häufig dem Feld „Design“ zugeordnet wir – Schmuck, Lampen, Interieuraccessoires – und in Ausdrucksformen, die klassischerweise dem „Feld der Kunst“ zugeschrieben werden. Siehst Du da für  Dich eine Trennung? Und Was denkst Du zu dem Diskurs über Kunst und Design, in dem sich ja viele Künstler sehr deutlich von den Designern abgrenzen?

Katja Kempe: Gutes Design ist wie Kunst . Es kann uns zum Nachdenken bringen, es kann poetisch sein und sogar politisch. Gestaltung und Design kann neue Denkanstöße geben , Fragen stellen und Brücken schlagen. Letztlich ist es wichtig eine möglichst große Palette an Ausdrucksmitteln zur Verfügung zu haben um dann auf die jeweils gestellte Frage mit den speziellen dafür am besten geeigneten Mitteln zu regieren.In der Kunst so wie im Leben möchte ich Selbstbestimmung un Freiheit daher ist es für mich nicht möglich mich auf eine Sache fest zu legen .Warum sollte man sich selbst einen goldenen Käfig bauen. Ich will da lieber ausbrechen.….

 Judith de Gavarelli:  Wenn Du einen „inneren Ort“ beschreiben solltest, aus dem ein künstlerischer Prozess oder ein Designprozess entstehen: Ist das derselbe Ort? Oder ist der Initialmoment jeweils ein anderer?

 Katja Kempe : Viele Ideen kommen im Schlaf oder während ich grade was ganz anderes mache. Manchmal nehme ich etwas im Vorbeigehen im Augenwinkel wahr. Manche Anregungen bekomme ich aber auch durch Zeitungsartikel oder in Diskussionen. Manche Bilder habe ich einfach im Kopf.

Judith de Gavarelli: Die Frage nach dem individuellen Ablauf eines schöpferischen Prozesses ist eine besonders spannende. Wie würdest Du bei Dir den Prozess vom ersten Impuls bis zur vollendeten Arbeit beschreiben?

Katja Kempe: Ich arbeite sehr schnell. Die meisten Bilder entstehen an einem oder höchstens zwei Tagen. Das liegt auch daran das es mir oft lediglich um die Sichtbarmachung einer Idee geht oder zum Beispiel um den Prozess mit Kindern einen Film zu machen da ist mir das Ergebnis dann bei weitem nicht so wichtig wie die Entstehung und das gemeinsame Arbeiten.

Judith de Gavarelli: Viele Künstler beschreiben ja, dass sie neben ihrer Alltagspersönlichkeit eine eigene Künstlerpersönlichkeit haben, der sie im künstlerischen Prozess wie „dem Fremden im eigenen Ich“ begegnen. Wie ist das bei Dir?

Katja Kempe: Ich habe da viele …

Judith de Gavarelli: Künstlerische Arbeit ist ja ein sehr intimer Prozess. Wie ist für Dich der Moment, wenn eine Arbeit aus dem „Raum der Intimität“ bei einer Ausstellung öffentlich sichtbar wird?

Katja Kempe: Am liebsten würde ich nie einen Namen drunter schreiben um keine Erklärungen abgeben zu müssen. Ich lasse gerne viel Raum für die Fantasie des Betrachters.

Judith de Gavarelli: Welche Rolle spielt für Dich das „sichtbar werden“ für deine Arbeit und Deine Identität als Künstlerin?

Katja Kempe: Es gehört einfach dazu. Genau wie ich im privaten Bereich Freunde schätze, die einen spiegeln, so ist das auch im Großen. Ich stelle mich , ich zeige mich.